
Seitdem 7. Lebensjahr bin ich in routiniert gepflegter Regelmäßigkeit des Nachts von teils furchtbaren, sich oft wiederholend stimmigen „Träumen“ heimgesucht worden. Ich schrie manchmal so laut beim Erwachen das meine Eltern mich mit in Ihr Zimmer bringen mussten, da ich nicht mehr zu beruhigen war. Ja ich wurde (wie bereits erwähnt) in einer sehr instabilen, konfliktbeherrschten Familie hineingeboren und mein Opa sparte nicht mit alten Geschichten, womit berechtigte Zweifler sich hier schonmal Nachfolgendes durchaus plausibel erklären könnten. Des weiteren muss ich auch voraus schicken, das eine kurz vorher Bruch bedingte Ulna Reposition, dieser Beklopptheit erst Tor und Tür geöffnet haben könnte! Auch glaube ich mit dem 32. , im Zuge einer Fortbildung, hierfür den wahren Schuldigen Namens HALOTHAN gefunden zu haben.
Denn es kam bei der OP mit Sieben wie es kommen musste: Laryngospasmus gefolgt vom Ersticken incl. Herzstillstand und einer „Erfahrung“ welche in Seltsamkeit unübertroffen bis heute mein Leben ungebeten mit beeinflusst hat. Die Narkoseeinleitung mit frisch süßlicher Waldluft verlief in den ersten Sekunden recht angenehm, wenig bedrohlich. Doch dann nach kurzem Kampf ging das Licht in einem Meer von Nebel an. Nein es war wohl eher nicht OP Leuchte wie auch ich anfangs vermutete, sondern mehr ein seltsam beleuchteter Wartesaal. Nach einer gefühlten Ewigkeit gings wie im klaren 360 °c Blick weiter zu einem einem mir damals vertraut bekannten See, wobei ich mühelos ohne Beine durch das Blattwerk der umgebenden Bäume schwebte. Am kurzen Strand angekommen hielt ich meine sich in Auflösung befindlichen Arme seltsam elektrisiert ins Wasser…..aber nun genug von der damaligen Halluzi!
Völlig Egal was das im Genauen wirklich zu bedeuten hatte! Jedenfalls plagten mich ab diesem Zeitpunkt so einige beschissene nächtliche Erfahrungen bis hinein ins 25. LJ.! Ich träumte also über 15 Jahre lang wiederkehrend vom Geschützdonner, brennenden Panzern, rennenden Jungs mit tarnfarbenen Klamotten und bespannten Helmen, grölenden aber kaum noch verständlichen Kommandos meinerseits, verstümmelten Kadavern und rauchen Duft in meiner Nase. Was, obwohl ich mich paradoxerweise in meinem „Element“ wähnte regelmäßig bitterlich flennend aus dem Schlaf schreckte.
Das Alles und noch mehr ließ mich irritiert zurück! immerhin war ich ein recht sensibles, leicht durchs Leid Anderer zu verunsicherndes und ängstliches Menschlein! Ich verstand nix mehr. Dennoch hab mich anfangs niemandem diesbezüglich anvertraut. Erfolglos, einer möglichen Erklärung beraubt begann ich langsam die wenigen Informationen zu sammeln:
Als ungefähr 10 Jähriger griff ich mir erstmals zum Spielen die Offiziersmütze meines sich gerade auf Reisen befindlichen Vaters. Ich riss das versteifende Inlett raus, fummelte das Emblem sowie die Kordel ab und kniff den Schirm wie ein Batter des Baseball der 30ziger Jahre welcher die Sonne von der Seite abbekommt zusammen um sie schräg aufzusetzen. Es war völlig selbstverständlich und automatisch ohne jegliches nachdenken. Meine dramatisch verpackten Ansagen gegenüber meinen Bolzkameraden verliefen jedoch trotz optisch imposanten Auftritts nebs Feldstecher oft genug ins Leere, was mich schließlich frustriert und wütend häufig auf die Palme brachte. Die Schulstunden überbrückte ich mit dem Anfertigen taktischer Zeichnungen zum Flankieren, dem Ausbruch bei Einkesselungen und halten erhöhter Gefechtsstellungen. Berechnete den Munitionsbedarf in Abhängigkeit von Waffe, Kadenz, operativen Zeitfenstern und Mannstärke etc. etc.. Im Alter von ungefähr 12 wiederum kotzten mich beim Abendessen in der Offiziersmesse der Hochrangigen regelmäßig die jämmerlichen Attitüden meines alten Herrn (damals 2ter Off. der Marine) sowas von an, so dass ich zum futtern rüber zu den Mannschaften trudelte um mich solidarisch (wegen der anmaßenden Ausbrüche des Ollen) dem Gemeinen über zu zeigen. In meinen Augen war es unter aller Sau den Eigenen, auf ihnen angewiesenen Untergebenen soviel Missachtung entgegenzuwerfen. Mit rund 14 Jahren dann holte mein Vadder beim Holzhacken im kalten Kohlenkeller zum wärmen plötzlich eine über 40zig Jahre alte herbstfarbene Feldjacke vom Bekannten meines Opas hervor die mich erstarren ließ. So eine kannte ich doch des Nachts aus meinen Schlafeskapaden.
Was solls, die Zeit verging und nach der Ausbildung gings nicht wie eigentlich zu erwarten wäre in die Army, sondern neben den Zivildienst und zweiter Lehre ab zum Dienst ins Krankenhaus. Dort traf ich Mitte der 90ziger dann die vielleicht letzten alten Daddels, welche mir den entscheidenden Hinweis zu einer gewissen Person lieferten! Die Gespräche mit diesen wenigen Überlebenden einer „speziellen Einheit“ vor allem aber denen mit einem fast 2 m langen fast achtzigjährigen Mannes wurden mir zum Augenöffner. Ich konnte bei einigen Aussagen verknüpft mit deutlichen Bildern und einigen mehr, die der Vergangenheit betreffenden Kommentare mit merkwürdiger Vertrautheit fast 1:1 weiterführen. Die Einzelheiten, bestimmte Ähnlichkeiten, einer Affinität zu gewissen Orten, sowie weiteren Recherchen etc. erläutere ich hier ganz bewusst nicht weiter!!! Nur soviel: Das Datum der Beerdigung des vermuteten Schurken war 11 Jahre später der Tag meiner Geburt!
Das Wenige was ich hier „öffentlich“ abliefern möchte weißt für den Leser bei weitem absolut nicht auf irgendetwas Greifbares hin, dennoch wollte ich diesen für mich eigentlich fast lächerlichen Murks (welcher Depp sucht sich schon freiwillig ein so übles „alter Ego“ aus) nach so vielen Jahren einfach sinnfrei in den Raum stellen. Falls aber eine wie auch immer geartete Verbindung zu dem wissentlich Unbenannten bestehen sollte, kann ich seinem mittlerweile über 80zig jährigem Sohn (welcher in einem Buch mit seinem selten präsenten Herrn hart ins Gericht ging) wahrscheinlich versichern mit Allem recht gehabt zu haben! Selbst wenn das Erfahrene wohl auch immer im Kontext der damaligen Zeit zu betrachten ist.
Alles Gute für Menschen mit ähnlichen Erfahrungen oder Annahmen und versucht irgendwie mit dem vielleicht ebenso unangenehmen „Wissen“ Euren Frieden zu machen…
Norman Roloff